22.06.2020

Bildung braucht Stadtentwicklung

Bildung braucht Stadtentwicklung
IIG-Projektleiter Walter Aistleitner, Stadträtin Elisabeth Mayr, Referatsleiterin Anne Weidner, IIG-Geschäftsführer Franz Danler und Arbeitsgruppen-Leiter Wolfgang Grünzweig (v. l.) präsentierten den Bericht über den Raumbedarf in der Kinderbetreuung. Foto: IKM/Kuess

Arbeitsgruppen-Bericht zu Raumbedarf an Kinderbetreuungs- und Kinderbildungseinrichtungen
„Unsere Stadt wächst. Das ist ein Fakt. Als logische Folge steigt auch die Nachfrage an Kinderbetreuung und der Bedarf an schulischer Nachmittagsbetreuung rasant an. Diesem Anstieg muss natürlich im Rahmen der Stadtentwicklung Rechnung getragen werden. Deswegen habe ich eine städtische, ämterübergreifende Arbeitsgruppe* initiiert, deren erster Bericht dem Stadtsenat präsentiert wurde sowie dem Gemeinderat vorgelegt wird“, erklärt Bildungsstadträtin Mag.a Elisabeth Mayr die Beweggründe zur Erarbeitung des Berichts und des darin enthaltenen Maßnahmenkatalogs.

Die bestehenden elementarpädagogischen sowie schulischen Betreuungsangebote wurden stadtteilspezifisch erfasst. Und auch die Auswirkungen der geänderten pädagogischen Konzepte und Anforderungen an die Betreuung wurden erhoben. Anhand der durch die Ämter Stadtplanung und Statistik analysierten Bevölkerungsentwicklung wurde ein Maßnahmenkatalog erarbeitet. In diesem wurden Handlungsempfehlungen für die politischen EntscheidungsträgerInnen formuliert, wo für die künftige Entwicklung zusätzliche Infrastrukturangebote erforderlich sind.

Neue Kindergärten dringend nötig
„Es wird neu gebaut werden müssen. So gut wie alle Möglichkeiten, in den Bestandsgebäuden eine Vergrößerung des Platzangebotes zu schaffen, wurden bereits von der Arbeitsgruppe erhoben und ausgeschöpft. Ihre Anträge an den Stadtsenat sind in Umsetzung“, betont Mayr, dass sehr auf sparsame und wirtschaftliche Lösungsansätze geachtet wird. „So haben wir erst kürzlich Erweiterungen und Exposituren für die Kindergärten Wilten-West, Siegmairstraße und Dreiheiligen in Auftrag gegeben. Die Prüfung weiterer Optionen ist im Laufen.“

Für Stadträtin Mayr die Kernaussage des Berichts dennoch deutlich und klar: „Wir werden ohne zusätzliche neue Kindergärten unmöglich das Auslangen finden. Ohne bauliche Maßnahmen werden wir den prognostizierten Anstieg an Innsbrucker Kindern im Kindergartenalter von 2020 auf das Jahr 2030 um 350 Kinder nicht bewältigen können. Bis 2025 sind es bereits 180 Kinder mehr. Das entspricht 17 zusätzlichen Kindergartengruppen in den nächsten zehn Jahren,“ rechnet Mayr vor.

Die Innsbrucker Immobiliengesellschaft (IIG) prüft gemeinsam mit der Stadt, wie an den einzelnen Standorten neue Räumlichkeiten für die Kinder geschaffen werden können. „Dabei gilt es, vorhandene Räumlichkeiten bestmöglich zu nutzen, andererseits neuen Raum zu schaffen. Wichtig ist uns dabei eine qualitätvolle Lösung, etwa eine ökologische Bebauung mit Holz, wenn dies möglich ist, wie zuletzt beim Kindergarten Schützenstraße 10“, betont IIG-Geschäftsführer Dr. Franz Danler.

Kinderkrippen und schulische Nachmittagsbetreuung
Im Krippenalter bis drei Jahre sieht die Prognose nicht anders aus: Bis 2030 werden mehr als 300 Kinder zusätzlich für Innsbruck erwartet. Gründe sind die steigende Geburtenrate und der Zuzug.

Neben dem elementarpädagogischen Bereich wurde auch die Situation rund um die schulische Nachmittagsbetreuung, besonders des Angebots für Mittagstisch, beleuchtet. Wie bei den Kinderkrippen und Kindergärten steigt auch dort die Nachfrage von Jahr zu Jahr teils rasant an. An einigen Standorten stößt man bereits an die Kapazitätsgrenzen. „Wir werden für Tagesheime und Ganztagsschule sowie den Mittagstisch Neubauten brauchen. Zwei Wettbewerbe, für Allerheiligen und Sieglanger, wurden schon abgeschlossen, doch wir warten noch auf die Umsetzung“, weist Stadträtin Mayr auf entsprechende Akzente hin, ist sich jedoch sicher, dass es noch mehr brauchen wird, um der Nachfrage gerecht werden zu können.

Stadtteilspezifisches Handeln als Gebot der Stunde
Diese Bedarfsfragen sind nicht auf das Innsbrucker Stadtgebiet gleichmäßig verteilt, sondern gehen mit der Bautätigkeit und der Schaffung von Wohnraum im jeweiligen Stadtteil einher. „Bauliche Entwicklungen sind abhängig von gesellschaftlichen Entwicklungen sowie politischen und planerischen Entscheidungen. Vorhaben selbst und deren Auswirkungen sind veränderlich und für die Bedarfserhebung ist eine laufende Raumbeobachtung und Analyse wichtig“, erklärt DIin Anne Weidner, Leiterin des städtischen Referats „Raumplanung und Stadtentwicklung“ und fügt hinzu: „Herausfordernd ist insbesondere die Kleinkinderbetreuung, bei der sich die Nachfrage wirklich sehr rasch ändern kann und daher auch flexible Lösungsangebote immer wichtiger werden.“ Aktuell wird in den Stadtteilen Höttinger Au, Wilten, Pradl und Arzl sowie Igls dringender Handlungsbedarf erkannt. „Deswegen hat die Arbeitsgruppe klare Empfehlungen für ganz Innsbruck erarbeitet und Stadtteile mit höchster Priorität herauskristallisiert, damit wir auch in Zukunft ein pädagogisch hochwertiges Angebot an Kinderbetreuung gewährleisten können,“ lobt Mayr die ämterübergreifende Zusammenarbeit, die eine hervorragende Grundlage für die notwendigen politischen Entscheidungen für die Zukunft unserer Stadt bietet.

* Die Arbeitsgruppe besteht aus ExpertInnen der städtischen Dienststellen Kinderbetreuung, Schule, Stadtplanung, Statistik, Wohnungsvergabe sowie aus den Innsbrucker Sozialen Diensten (ISD), der Innsbrucker Immobiliengesellschaft (IIG) und der Neuen Heimat Tirol (NHT).

(IKM/22.06.2020)

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